Spasswochenende mit Air Berlin

Lange ist es her, als ich das letzte Mal einen Flug mit Air Berlin hatte. Um genau zu sein, 16. Dezember 2007. Das war für mich damals ein sehr schmerzhaftes Erlebnis. Der Sitzabstand war mindestens genauso unerträglich wie auf meinem Vueling-Flug neulich. Mit 1,98m ist es halt nicht so einfach. Also habe ich seither AB gemieden.
In der Zwischenzeit hat sich viel getan. Seit 2008 bin ich gelegentlich auf Reisen, so dass es bei Lufthansa zum HON Circle Status und bei British Airways zum Gold Guest List Status gereicht hat. Alles nicht so wild. Inzwischen ist Air Berlin dem oneworld-Bündnis beigetreten, in dem auch British Airways ist. Durch meinen oneworld Emerald Status gibt es daher bei Air Berlin ein paar kleine Vorteile. Und deshalb dachte ich mir, flieg doch mal wieder Air Berlin und schau, ob sich etwas gebessert hat. Das war vor einigen Monaten. Bis ich mein Vorhaben in die Tat umgesetzt habe verging einige Zeit. Was unter anderem am Social Media Team von Air Berlin lag. Klare, einfache Fragen zu den konkreten Statusvorteilen wurden immer schwammig oder gar nicht beantwortet. Na gut, ich muss ja nicht.
Vergangenen Samstag wollte ich dann spontan einen Wochenendtrip machen. Vormittags geschaut und Verfügbarkeiten auf der Strecke FKB-TXL-VIE-MUC gefunden. Wäre für mich ein neuer Flughafen (FKB; Karlsruhe/Baden) und zwei neue Strecken gewesen. Also, gebucht. Anschließend bei Air Berlin angerufen wegen den Priority Sitzen. Angeblich bekommt man ja als oneworld Emerald Zugriff auf die XL Sitze. “Angeblich” deswegen, weil ich bei 3 Anfragen 4 Aussagen dazu bekommen habe. Tja, aber die normale und die TopBonus Hotline konnte mir keine Sitzplätze einbuchen und auch meine vorgegebenen nicht ändern, da es innerhalb 48h vor Abflug eines Air Berlin Fluges wohl nicht möglich sei, den Sitzplatz zu ändern beziehungsweise XL Sitze zu vergeben. Hallo? Unglaublich. Nach 3 Telefonaten mit über 1,5h habe ich dann aufgegeben und die Flüge wieder storniert :( Die ganze Reisefreude war verflogen.
Um dem Air Berlin-Projekt eine erneute Chance zu geben, buchte ich dann am Montag für dieses Wochenende erneut einige Flüge und baute es auch gleich als richtigen Wochenendausflug aus. Heraus kam dann in drei Buchungen für die Strecke MUC-DUS-VIE-TXL-GWT-MUC. Damit 5 Flüge, 4 neue Strecken und 1 neuer Flughafen (GWT; Westerland/Sylt). Da es mehr als 48h vor Abflug war, rief ich wieder bei Air Berlin an wegen Sitzplätzen. Diesmal bot man mir ohne Diskussion ordentliche Sitzplätze an, was ich natürlich dankend annahm. Das Projekt konnte also beginnen!
MUC-DUS, AB 6044, 18:05-19:20, Sitz 15A, Boeing 737-800 D-ABMG, Baujahr 2012
Freitagabend ging es also zuerst nach Düsseldorf. Online Checkin verlief problemlos 30 Stunden vor Abflug. Am Flughafen München ging ich zum Priority Schalter und bekam gegen Vorlage meines Personalausweises die Bordkarte. Air Berlin hat in München nur einen “exklusiven Wartebereich”, den ich nach der Sicherheitskontrolle aufsuchte. Er befindet sich nahezu direkt neben meinem Abfluggate A11. Wenn ich für den Ausflug Punkte vergeben soll, dann würde Air Berlin hier einen deutlichen Punktabzug bekommen. Bin nach 2 Minuten wieder raus. Saunatemperatur (und es war draussen nicht heiss!) und aus dem Automaten kam nur brühwarme Cola raus. Auch eine anschließend gezogene Fanta war brühwarm. Also lieber in den normalen Wartebereich und dort sitzen, trinken musste ich nicht wirklich.
Boarding begann pünktlich, aber es gab keinerlei Priority Boarding. Auch nicht so schlimm für mich, hatte eh nur meinen kleinen Lufthansa-Bordkoffer dabei. Neben mir saß ein Lufthansa Senator und wir haben uns ein klein wenig unterhalten. Service an Bord war sehr freundlich und mit einem lächeln wurden Getränke und ein Twix (oder Raider?) verteilt. Nett auch, dass auf den Overheadmonitoren Fluginformationen angezeigt wurden.
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Ankunft in Düsseldorf war überpünktlich. 
Beim Aussteigen gab es dann auch das obligatorische Air Berlin-Schokoladenherz. Fast so gut wie die Swiss-Schokolade ;)
DUS-VIE, AB 8136, 13:00-14:20, Sitz 13F, durchgeführt von Niki mit Embraer 190 OE-IHE, Baujahr 2010
Online Checkin mit Passbook Bordkarte ging wieder problemlos, ich hätte diesmal auch wieder einen anderen Sitzplatz auswählen können. Aber mit 13F war ich ja bestens bedient. Bin in Düsseldorf wieder an den Air Berlin Priority Schalter gegangen und habe nach den beiden Bordkarten gefragt. Dem Computer gefiel das gar nicht, denn es schien zuerst unmöglich, Bordkarten zu drucken, weil ich ja online eingecheckt habe. Nach einigem herumprobieren gelang es der Dame am Schalter aber doch. Ich konnte dann die Priority Schlange an der Sicherheitskontrolle nutzen und war recht schnell durch. Ich machte mich dann direkt auf den Weg in die Hugo-Junkers-Lounge, in die ich durch meine BA-Karte rein darf. Kurz vor Boardingzeit machte ich mich auf den kurzen Weg zu Gate B74, was sich als Busgate herausstellte. Kein Problem, dann wird das eine zusätzliche Erfahrung. Einsteigen durften laut Anzeige zuerst die Gruppen A, C, B und dann D. Ich hatte C, aber die Damen am Gate haben durchgesagt, jeder darf einsteigen ;) Unten wartete dann ein Bus, ein weiterer brachte die zweite Ladung Passagiere dann später zur Aussenposition.
Das Bild stammt aus TXL, da hatte ich eine bessere Sicht auf das Flugzeug.
Etwas überrascht war ich, dass wir an einer Embraer 190 von Niki anhielten. Nirgends in meiner Buchungsbestätigung stand etwas davon. War mir aber gerade recht, denn Niki fehlt mir noch in meiner Sammlung :) Boarding verlief zügig und mein Sitzplatz in der Notausgangsreihe war wie erwartet bequem. 3 Reihen vor mir sass ein Ehepaar, das auch mit dem ersten Bus kam. Als die letzten Passagiere des 2. Busses ankamen, wollten die ebenfalls in diese Sitzreihe. Die bereits Sitzenden waren sichtbar erbost und nach einer kurzen Diskussion mit der Flugbegleiterin stellte sich heraus, dass sie auf Ibiza.Düsseldorf diese Sitze hatten und nicht auf Düsseldorf-Wien ;) Unser Abflug verzögerte sich etwas wegen dem zugewiesenen Slot, aber ich habe in Wien 40 Minuten Umsteigezeit, das sollte dennoch reichen.
Nach dem Start (toll, die Dame auf der anderen Exitrow Seite meinte, sie müsse im Steigflug aufstehen und etwas aus ihrer Tasche holen, wurde dabei aber freundlich von der Flugbegleiterin angemeckert) wurden Getränke und ein kleiner Snack serviert. Zwei Fluggäste in den vorderen Reihen bekamen Essen auf dem Tablett serviert. Warum auch immer. Der Snack war sogar lecker und es gab die Auswahl zwischen Käse und Schinken.
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Völlig positiv überrascht hat mich rund 40 Minuten vor Landung die leitende Flugbegleiterin. Der Pilot machte eine Durchsage, dass wir leider insgesamt 20 Minuten Verspätung haben. Daraufhin kam sie bei mir vorbei, sprach mich wegen meinem Anschluss an und teilte mir mit, dass ich mir keine Sorgen machen soll, ich werde meinen Flug erreichen. Nämlich weil das genau dieser jetzige Flieger ist ;) Der fliegt nach Berlin weiter und es ist auch keine Busposition. Ich muss nur kurz raus und darf dann wieder rein. Ja wunderbar. Pluspunkt für diese proaktive Information, kann mich beim besten Willen nicht an eine vergleichbare Situation bei Lufthansa erinnern, nichtmal als HON.
Landung in Wien war dann wie erwartet rund 20 Minuten verpätet am Gate C32. Kurze Verabschiedung von der nette Crew, aussteigen und wieder am Gate C32 anstellen für den Weiterflug ;)
Übrigens ein interessantes Werbekonzept: Beim Aussteigen gab’s für jeden Passagier das eine Tube Zahnpasta:
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Für einen kurzen Augeblick dachte ich, ich wäre irgendwie bei Facebook gelandet, denn ich war diese Woche beim Zahnarzt. Und bei Facebook bekomme ich immer Werbung zu aktuellen Google-Suchen von mir eingeblendet ;)
VIE-TXL, AB 8359, 15:05-16:20, Sitz 13A, durchgeführt von Niki mit Embraer 190 OE-IHE, Baujahr 2010
Boarding begann logischerweise etwas später und auch hier keinerlei Priority Boarding oder so. Macht nichts. Der Nebensitz blieb erfreulicherweise wieder frei, Crew war wieder sympathisch freundlich. Zur Auswahl beim Snack gab es Käse und diesmal Hühnchen. War auch essbar. Flug verlief ansonsten ereignislos und wir landeten in Berlin mit geringer Verspätung.
TXL-GWT, AB 6900, 09:55-11:05, Sitz 02F, durchgeführt von LGW – Luftfahrtgesellschaft Walter mit De Havilland Dash 8-Q400 D-ABQI, Baujahr 2009
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Checkin und Abflug für diesen Flug war in Berlin Tegel im Terminal C, das ich vor diesem Trip noch nie betreten hatte. Die Abflughalle gleicht einer großen Lagerhalle, aber sie erfüllt ihren Zweck. Es gibt sogar einen kleinen “Exklusiven Wartebereich” mit Getränken – diesmal sogar kalt :) Der vorangegangene Checkin (Personal von GlobeGround) war schnell und freundlich.
Boarding war pünktlich, genauso wie der gesamte Flug. Schöner Ausblick auf Berlin, als wir gen Osten gestartet sind. Und hier wieder ein Werbegeschenkchen: Augentropfen gegen Müdigkeit (habe allerdings versäumt, es mit zu nehmen).
GWT-MUC, AB 6873, 12:10-13:40, Sitz 11F, Airbus A319 D-ABGP, Baujahr 2008
Der Flughafen von Westerland/Sylt ist ja nicht besonders groß ;) Es gibt ein kleines Terminalgebäude:
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Ankunft- und Abflugbereich sind getrennt, so dass ich wieder durch eine Sicherheitskontrolle musste. Es gibt wohl nicht so viele Umsteigepassagiere hier *g*. Es gibt eine kleine Wartehalle, ein Kiosk und 3 Gates. Wenige Minuten später landete auch schon die Maschine, die mich nach München bringen sollte. Sogar ein paar Minuten zu früh.
Zum Einsteigen in das Flugzeug durften wir eine kleine Strecke zu Fuß zurücklegen – witzig, denn gestern in Berlin bei der Ankunft aus Wien mussten wir für eine vergleichbar nur halbe Strecke einen Bus nehmen…
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Boarding verlief zügig, Flieger war geschätzt maximal halb voll. Flug und Landung waren ohne weitere erwähnenswerte Ereignisse und wir kamen pünktlich in München an.
Fazit:
So schlimm war es gar nicht. Wenn ich nur die Flüge betrachte, gab es keinerlei Punktabzug. Alles verlief so, wie ich mir das als Fluggast vorstelle. Lediglich am Boden und bei der Kundenkommunikation besteht deutlicher Nachholbedarf. Wozu gibt es dieses Priority Boarding, wenn es nicht vorhanden ist? Was hat es mit diesem Sonderessen auf DUS-VIE auf sich? Warum sind Sitzplatzreservierungen so schwer?
Wenn Air Berlin das mal klar beantworten würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, öfters mit Air Berlin oder Niki als Alternative zur Lufthansa zu fliegen. Es gibt einige Flugziele von AB, die mich reizen. Und ich würde tatsächlich gerne mal eine Langstrecke mit Air Berlin in Business Class fliegen. Sven Hennig hat dazu einen netten Bericht geschrieben.

Viele Grüße
Dieter

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