Reichshof Hamburg, Curio by Hilton

Am Freitag, 17. Juli 2015, eröffnete das neuste Hotel der Hilton-Familie seine Pforte unter der neuen Marke “Curio”. Die Marke Curio wurde im Juni 2014 gegründet und steht für einen individuellen Charakter.

Es gibt aktuell acht Hotels der Marke Curio in den USA:

Weitere Standorte sind natürlich geplant, angekündigt bereits für Rapid City (SD), Birmingham (AL), Augusta (GA) und Philadelphia (PA).

Auf Jamaica (Karibik) gibt es bereits das Jewel Paradise Cove Resort & Spa Runaway Bay, das Jewel Dunn’s River Beach Resort & Spa, Ocho Rios soll demnächst hinzukommen.

Mit dem Reichshof Hamburg wurde nun schräg gegenüber dem Hamburger Hauptbahnhof das erste europäische Curio-Hotel eröffnet, für 2017 ist eines in Istanbul geplant. Das Hotel Reichshof ist ein 1910 eröffnetes Haus im klassizistischen, großbürgerlichen Stil.

Zur Eröffnung im Jahr 1910 zählte es zu den größten Hotels Europas und war damals das größte Hotel in Deutschland. Seinen Namen erhielt es zu Ehren von Kaiser Wilhelm II. Mit fließendem Wasser, elektrischem Strom und Telefonanschlüssen auf jedem Zimmer hatte es damals eine hochmoderne Ausstattung. Wegweisende Technik waren auch die Autogarage und die hydraulischen Aufzüge. 50 Zimmer hatten sogar ein „Privatbad“.

Der Reichshof war seinerzeit das erste Hotel, das Einheitspreise für die Übernachtung einführte – damals kostete die Übernachtung mit Frühstück 3,50 Mark pro Person. (Wikipedia)

Es wurde bis 2014 als Vier-Sterne-Hotel unter der Marke Maritim geführt und zwischenzeitlich für rund 32 Millionen Euro renoviert. Es stehen 278 Gästezimmer, 6 Junior-Suiten und 3 One-Bedroom-Suiten zur Verfügung. Das Gebäude wurde erfreulicherweise im Zweiten Weltkrieg nur gering beschädigt und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Viele alte Elemente wurden wiederverwendet und ich finde, diese Mischung ist sehr gelungen. Bauartbedingt ist quasi jedes Zimmer anders geschnitten. Laut dem General Manager des Hotels gibt es 67 verschiedene Zimmertypen.

Die Lobby ist schon beeindruckend:

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Der Kranz des Kronleuchters ist original erhalten, die Glaselemente sind neu.

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Das Restaurant Slowman ist im schönen Speisesaal untergebracht. Hier gibt es auch das umfangreiche Frühstücksbuffet. Besonderer Schwerpunkt wird seitens des Betreibers auf Qualität und Herkunft der Lebensmittel gelegt. So werden Bio- und lokale Produkte bevorzugt. Ich empfehle unbedingt, den Apfelsaft zu probieren!

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Man bekommt selbstverständlich auch frisch nach Wunsch zubereitete Eierspeisen sowie Pancakes. Lecker,  kann ich nur sagen!

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Ein unbedingt zu erwähnender Pluspunkt beim Frühstück: Samstag/Sonntag ist es bis 12:00 Uhr verfügbar!

Sofern das Frühstück nicht in der Rate enthalten ist, kostet es 18 Euro. In diesem Fall finde ich das absolut gerechtfertigt.

Nebenan liegt die Bar 1910, die auch heute noch an die Zwanziger Jahre erinnert und über ein umfangreiches Getränkesortiment verfügt. Hier erschien der Eindruck, dass das Personal eher kaufmännisch denkt und lieber keine unterschiedlichen Produkte anbietet, obwohl diese vorrätig sind. Ich selbst trinke keinen Alkohol, aus unserer 8er Gruppe wurde jedoch berichtet, dass beispielsweise beim Gin Tonic logischerweise die teuerste Sorte geliefert wurde, ohne Hinweis, dass es auch andere Mischungen gibt. So kamen wohl Preisschwankungen von 50% zustande.

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In der Hotelhalle befindet sich direkt im Eingangsbereich das Slowman Sushi & Sweets:

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Hier gibt es Getränke aller Art. Auffallend ist, dass es weder Coca-Cola noch Pepsi gibt… Da war ich zuerst etwas irritiert. Angeboten wird zB Bio-Cola der Marke now. In der Bar 1910 gibt es erfreulicherweise “richtige” Coca-Cola.

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Preislich geht es hier angemessen vernünftig zu. Diese 0,33l Cola kostet 3,50 Euro.

Unser Besuch im Reichshof fand direkt am Eröffnungstag statt und wir blieben bis Sonntag. Gebucht war ein Queen Medium Room für 12000 HHonors-Punkte und 47€ pro Nacht, die passende “Best available Rate” lag bei 189€; 30000 Punkte hätte die reine Punkterate gekostet. Somit liegt bereits das Standardzimmer (aka “Besenkammer”) im hochpreisigen Segment. Damit liegt das Curio Reichshof übrigens auf gleichem Niveau wie das nahegelegene Park Hyatt. Eine stolze Ansage, denn zwischen beiden Hotels liegen dann doch Welten. Bin gespannt, ob sich der hohe Preis halten kann. Nahezu den ganzen August über liegt der Preis schon zwischen 149€ und 299€.

Erfreulicherweise gab es dank meines HHonors Diamond Status ein Upgrade in ein King Extra Lage Zimmer. Da das Hotel sicherlich nicht ausgebucht war, wäre eine bessere Zimmerkategorie sicherlich machbar gewesen, gerade um interessierten Lesern etwas Gehobeneres schmackhaft zu machen. Aber da sich der Reichshof ja in den meisten Punkten noch nicht um die Hilton-loyale Kundschaft kümmert ist das kein Wunder.

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Unser Zimmer lag im vierten Stock mit Fenster zur Kirchenallee. Hier ein paar Eindrücke:

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Blick von der Eingangstüre ins Zimmer. Es gibt übrigens keine Garderobe oder wenigstens einen Haken, um eine Jacke aufzuhängen. War vermutlich zu teuer.

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Etwas gewöhnungsbedürftig ist ein King Size Bett, welches aus zwei Matratzen ohne Topper besteht. Sehr unangenehm, wenn man wie ich schräg im Bett schlafen muss, um nicht die Füße herausragen zu lassen. Dann ist nämlich die Spalte zwischen den Matratzen sehr spürbar in der Körpermitte. Wer auch immer sich so einen Pfusch ausgedacht hat. Auch sind die Bettdecken nicht für Personen ab ca. 1,80m geeignet, da sehr kurz.

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Der in diesem Zimmertyp vorhandene Kühlschrank kühlte eine einzige Flasche Wasser. Angeblich gibt es diese ab der XL Kategorie. Interessant, dass sich das Curio nicht an seine eigenen festgeschriebenen Standards hält:

Two complimentary bottles of water per stay (at Waldorf Astoria™ Hotels & Resorts, Conrad® Hotels & Resorts, Curio – A Collection by Hilton, Hilton Hotels & Resorts, DoubleTree by Hilton™, Embassy Suites Hotels™, Hilton Garden Inn™ and Hilton Grand Vacations™ hotels)
Loyalty Rewards from Hilton HHonors

Von einer zweiten Flasche Wasser war nichts zu sehen. Aus unserer Gruppe wurde berichtet, dass einer einen 5€ Gutschein für den Kiosk neben den Aufzügen (leider nirgends im Bild) bekommen hat. Einheitlich scheint hier wieder nichts zu sein.

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Das Zimmer ist grundsätzlich sehr minimalistisch ausgestattet. Design geht über Funktionalität. So gibt es keine Schubladen o.ä. in den Nachttischen und im Schreibtisch. Dafür gibt es neben dem Bett eine Steckdose, die (genau wie eine der Steckdosen am Schreibtisch) auch aktiv bleibt, wenn die Zimmerkarte nicht gesteckt ist. Einen Wecker/Uhrenradio sucht man übrigens vergeblich…

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Immerhin fand Conrad die vielen Kissen klasse ;)

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Ein Safe ist vorhanden, der auch ein durchschnittliches Laptop aufnehmen kann. Auf eine Steckdose wurde bewusst verzichtet. In meinem ersten Zimmer war auch kein Bügeleisen-/brett vorhanden. In dieser Preiskategorie eigentlich absolut üblich.

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Es sieht so aus, als ob das Sofa ausziehbar wäre.

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Neben den Steckdosen am Schreibtisch befindet sich eine HDMI-Buchse, um eigene Endgeräte an den TV anschließen zu können. Das finde ich sehr praktisch und verhindert das herumfummeln direkt am Fernsehgerät.

Auf eine Infobroschüre oder Hotelinformationen muss man hier aus Umweltgründen verzichten. Manche Zimmer verfügen über ein Samsung Tablett. Bei denen würde mich aber nicht wundern, wenn sie bereits nach 1-2 Monaten defekt sind, die Ladeschale (leider habe ich versäumt, ein Bild zu machen) ist sehr wackelig und fummelig.

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Positiv erstaunlich ist eine handgeschriebene Begrüßungskarte sowie eine Flasche Rotwein. Das hatte ich schon sehr lange nicht mehr in einem Hilton Hotel.

Besonders enttäuscht bin ich vom Bad. Für mich etwas lieblos. Leider kommt das auf dem Bild nicht so raus. Auf dem Waschbeckentisch stehen wirklich nur die beiden Gläser. Ohne Untersetzer. Und sonst nichts. Sieht furchtbar aus. Andere Hotels haben zB einen Tuchspender, einen Korb mit Hygieneartikel (Duschhaube etc). Oder irgendetwas. Aber der schwarze Tisch sieht verloren aus. Bad-Amenities gibt es wohl auf Anfrage  an der Rezeption. Nicht mal zu einem Hinweisschild darauf hat es gereicht.

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Bademantel und Slipper gibt es erst ab einer Suite. Diese haben dann im Bad wenigstens ein kleines Schiefergestell mit Seife etc.

Leider musste ich am mittleren Tag das Zimmer wechseln. Und über den Umgang mit dem Problem bin ich überhaupt nicht zufrieden. Nicht in dieser Preiskategorie. Was war geschehen?

Am Freitag und Samstag war es in Hamburg sehr warm. Zimmer mit Südseite heizt sich natürlich auf. Beim ersten Betreten des Raumes am Freitag gegen 20:30 habe ich als erstes die Klimaanlage auf die Minimaltemperatur von 18,5 °C gestellt und – natürlich – die Zimmerkarte gesteckt gelassen. Wir waren dann Abendessen und noch etwas trinken und als ich spätabends ins Zimmer zurück kam, war es noch genauso stickig warm wie zuvor. Obwohl die Klimaanlage lief. Übrigens positiv: die ist sehr leise! OK, die Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen, weil ich grundsätzlich in warmen Umgebungen mies schlafe. Egal, ein Hotel ist ja nicht dazu da, dass ich dort gut ausruhen und schlafen kann. Samstag früh dann gleich an der Rezeption Bescheid gegeben mit der Bitte, dass sich das jemand anschaut. Abends dann wieder zurück gekommen und beim Betreten des Zimmers fast rückwärts rausgefallen, solche eine stickig-warme Luft kam mir entgegen (der Flur ist angenehm kühl). Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Niemand hat sich um meine Reklamation gekümmert. In einem Hilton Garden Inn wäre das übrigens ein Fall für die Zufriedenheitsgarantie. Nicht jedoch im Curio Reichshof. Nicht mal der als “Entschädigung” zugesicherte Drink an der Hotelbar wurde von der Rechnung genommen. Auch hier sieht man wie bereits oben erwähnt, dass es da noch an einem Verständnis für Gäste mangelt.

Also bekam ich ein anderes Zimmer, das tatsächlich deutlich kühler war, weil es zum Innenhof hin lag. Klimaanlage eingeschaltet und die Nacht hindurch blieb es angenehm frisch! So muss das sein.

Übrigens war ich nicht der Einzige, der Zimmer tauschen musste. Ein befreundetes Ehepaar musste sogar drei verschiedene Zimmer nutzen, bis alles geklappt hat.

Ein funktionierende WLAN sollte heute zur Standardausstattung eines Hotels gehören. Nicht jedoch hier. Es gibt zwar kostenfreies WLAN – betrieben von “The Cloud” – das aber nicht nutzbar war. Obwohl das Hotel weit entfernt von gut belegt war, was das WLAN so langsam, dass ich überwiegend das Mobilfunknetz mit 3G genutzt habe. Also gerade bei einem neu eröffneten Hotel sollte doch mehr als ein 3 MBit/s-dsl Anschluß verwendet werden…. Mehr Bandbreite für das gesamte Hotel scheint es ja nicht gegeben zu haben. Auch die anderen aus der Gruppe hatten selbe Erfahrung gemacht. Sehr schade. Wirklich. Mein Speedtest lieferte bei mehreren Tests zu unterschiedlichen Zeiten eine durchschnittliche Bandbreite von 200-300 KBit/s…

Darüber hinaus gab es noch viele Kinderkrankheiten zu meistern. Wir haben fast alle mit dem General Manager besprochen, der sich auf meine Anfrage hin fast eine Stunde Zeit für uns nahm und alle Punkteinteressiert aufgenommen hat! Sehr positiv!

Durchgängig und ausnahmslos positiv zu erwähnen ist die Freundlichkeit des gesamten Personals! Man merkte richtig, dass sie sich auf die Gäste freuen nach den langen Monaten der Vorbereitung. Das Hotel hätte ja bereits im Frühjahr eröffnen sollen. Ich wünsche dem Hotel und mir, dass das recht lange erhalten bleibt, denn dadurch wurden die meisten kleinen “Schönheitsfehler” ausgeglichen.

Wobei sich mir nicht erschließt, warum so viele Kleinigkeiten nicht früher erkannt und beseitigt wurden. Mal ein kleiner Auszug aus den “Kleinigkeiten”:

  • Wassertemperaturschwankungen in der Dusche
  • Duchkopfhalter defekt
  • stark fuselnde Handtücher
  • Seifenspender können bei Benutzung der Badewanne (manche Zimmer) nicht erreicht werden
  • Badezimmertüren gehen schwer zu
  • Glastüren Dusche sind undicht, so dass der Duschvorraum mit Wasser bedeckt ist
  • Baustaub
  • Badeabluft funktioniert nicht
  • Luftstrom Klimaanlage in manchen Zimmern direkt auf den Kopfbereich im Bett

Alles nicht wirklich ein Drama und in einem Hampton Inn würde ich da anders urteilen. Aber nicht in einem Hotel, dass in dieser Preisliga mitspielen will.

Üblicherweise machen Hotels ein “Soft Opening” mit “echten” Gästen. Hier erfolgte nach mehreren Aussagen nur ein Opening mit Friends&Family. Für mich nicht nachvollziehbar, aber ich muss es auch nicht verantworten. Ich habe bei einigen anderen (mir unbekannten) Gästen mitbekommen, dass überdurchschnittlich viel Diskussionsbedarf an der Rezeption bestand. Bei so wenigen Gästen eher beunruhigend. Wenn man schon kein solches Soft Opening macht, hätten die ersten Tage halt preislich anders gestaltet werden müssen. Aber solche überzogene Preise verlangen und dann nicht die volle Leistung bringen ist… doof. Angeblich gehört ja auch ein großes Spa und Fitnessbereich dazu. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind beide noch nicht fertig.

Ich bin Mitte August wieder in Hamburg und habe auch eine Nacht im Reichshof gebucht. Ich bin sehr gespannt, was sich in dann einem Monat verändert hat!

Edit 23.08.2015: Der Bericht über meinen zweiten Aufenthalt im August ist hier zu finden.

Viele Grüße
Dieter

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